Ralph Hartmann
Worte des Gedenkens an Slobodan Milosevic

Dragi prijatelji, liebe Freunde!

"Sie werden mich nicht brechen können. Ich werde sie auseinandernehmen", das sind die letzten überlieferten Worte von Slobodan Milosevic. Geäußert hat er sie am Freitag, den 10. März, in einem Telefongespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS), Milorad Vucelic. Milosevic, Vorsitzender der SPS, hatte seinen Stellvertreter in Belgrad angerufen, um über einige Parteifragen zu sprechen. Zum Prozeß vor dem sogenannten Haager Jugoslawientribunal bemerkte er nur noch, daß er mit Momir Bulatovic, ehemaliger Ministerpräsident von Montenegro, den er als nächsten und besonders wichtigen Zeugen der Verteidigung im Gerichtssaal befragen wollte, eine Dokumentation vorbereitet habe und dem Tribunal den bisher "schwersten Schlag" versetzen werde.

Dazu ist es nicht mehr gekommen. In der darauffolgenden Nacht ist der langjährige Präsident Serbiens und Jugoslawiens in seiner Einzelzelle verstorben. Bei seinen Freunden und Unterstützern wurde die Todesnachricht mit Bestürzung und Trauer aufgenommen, seine Gegner in Den Haag und in den NATO-Metropolen reagierten nach ersten heuchlerischen Betroffenheitserklärungen mit den eingeübten Haßgesängen auf den "Belgrader Unhold". Sie haben ihm nie verziehen, daß unter seiner Führung die rote Fahne in Europa am längsten wehte, daß er konsequent für den Erhalt der multinationalen jugoslawischen Föderation eintrat und der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds und der NATO die Stirn bot. Das war und ist die Hauptquelle ihres Hasses. Mit Inbrunst wiederholten ihre publizistischen Sprachrohre die im Verlauf des Prozesses vom angeklagten Ex-Präsidenten längst überzeugend widerlegten Lügen über den "skrupellosen großserbischen Nationalisten", der für "systematische ethnische Vertreibungen", "Massaker" in Kroatien, Bosnien, Kosovo und "Massenvergewaltigungen" verantwortlich gewesen sei. Bei einigen vermischten sich Haß und Hohn zu einer übelerregenden Melange, die zwangsläufig an die Zeiten erinnerten, als in Berlin noch der "Völkische Beobachter" erschien. Die "taz" überschrieb ihren Bericht in fetten Lettern auf der ersten Seite: "Schlächter Abgang. Slobodan Milosevic entkommt Schuldspruch des Tribunals in Den Haag. Sein unerwarteter Tod empört Freund und Feind gleichermaßen" und der "Berliner Kurier" veröffentlichte über zwei Seiten das Foto einer trauernden Belgraderin vor einem Porträt Milosevics mit der hämischen Überschrift: "Tränen für ein Ungeheuer". Nicht wenige Kommentatoren wiesen empört den in Belgrad und anderswo erhobenen Vorwurf zurück, Milosevic sei in Den Haag ermordet worden. Aber wenn es kein Mord war, was war es dann?

Man kann einen Menschen erschlagen, erschießen, ertränken, erwürgen, aber man kann ihn auch langsam, mit subtileren Mitteln zu Tode bringen. Im Falle des Haager Angeklagten ist das geschehen. Auf Geheiß der NATO wurde Milosevic, der ausgerechnet während des verbrecherischen Terrorkrieges der NATO gegen sein Land vom völkerrechtswidrig installierten Haager Jugoslawientribunal der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden war, von der Belgrader Djindjic-Regierung am 1. April 2001 verhaftet, in einen Isolationsraum des Belgrader Zentralgefängnis gesperrt, nach 89 Tagen nach Den Haag verschleppt und dort vier Jahre und neun Monate in Einzelhaft gehalten. Während der ersten Phase des Prozesses wurde der sich selbst verteidigende NATO-Gefangene an 250 Verhandlungstagen mit 300 Zeugen der Chefanklägerin Carla del Ponte, darunter makabrerweise die für die barbarische Kriegsführung gegen Jugoslawien verantwortlichen NATO-Generäle Wesley Clark und Klaus Naumann, konfrontiert, mit einer Million DIN-A4-Seiten "Beweismaterialien" und unzähligen Tonbändern und Videos überschüttet. Das Tribunal schikanierte ihn, wo es nur konnte, seine Erholungsphasen und die Vorbereitungszeit auf seine Verteidigung wurden extrem verkürzt, britische Verteidiger sollten ihm aufgezwungen werden, seine Frau Mira und seine nächsten Angehörigen durften ihn jahrelang nicht besuchen, was den psychischen Druck auf ihn erhöhte.

Doch die Schikanen des Tribunals konnten ihn nicht in die Knie zwingen. Vor Gericht widerlegte er souverän und mit beeindruckender Sachkenntnis Punkt für Punkt die Lügen der Anklage und ihrer Zeugen, prangerte die bürgerkriegsschürende Einmischungspolitik der NATO, vor allem Deutschlands, die Untestützung für die Terroristen und Separatisten in Kosovo und den verbrecherischen Überfall des Kriegspaktes auf sein Land an. Selbst NATO-Beobachter kamen zu der Einschätzung, daß Milosevic vor den Schranken des Gerrichtes vom Angeklagten zum Ankläger geworden war. Frau del Ponte und mit ihr das Tribunal sowie seine Hintermänner standen vor einer Niederlage. Auch in den USA erhoben sich einflußreiche Stimmen, das Haager "Frankenstein-Monster" zu begraben und die Chefanklägerin in die Wüste zu schicken. In dieser Situation schreckten die Gegner Milosevics auch nicht davor zurück, die so schon angeschlagene Gesundheit des Angeklagten zu untergraben.

Bereits 2002 hatte ein vom Gericht bestellter niederländische Kardiologe nach einer Untersuchung des Angeklagten extremen Bluthochdruck mit sekundärem Organschaden, Erweiterung der linken Herzkammer, diagnostiziert Aus seinem Bericht ging eindeutig hervor, daß der Druck des Verfahrens zu extremer Erschöpfung, zu Gehirnschlag, Herzinfarkt und Tod führen kann.

Das Tribunal sah das anders und lehnte eine Behandlung durch seine Belgrader Ärzte ab, es untersagte ihm sogar, die von diesen verordnete Medizin einzunehmen. Wie skrupellos es vorging, zeigte erst unlängst die Ablehnung des Antrages des NATO-Gefangenen, sich wegen seiner akuten Leiden am weltbekannten Moskauer Bakuljew-Zentrum von russischen Herzspezialisten behandeln zu lassen. Obwohl sie ihn lange Zeit in dem Glauben ließen, daß seinem Ersuchen stattgegeben wird und die russische Regierung schriftliche Garantien für seine Rückführung nach Den Haag gegeben hatte, blieb das Tribunal seinem Ruf, ein gefügiges Organ der NATO zu sein, treu. Milosevic, der neben der so dringend notwendigen Behandlung insgeheim auch auf ein Wiedersehen mit seiner Frau Mira gehofft hatte, hat, und die Fortführung der Befragung seiner überzeugenden Entlastungszeugen zeigte es, auch diesen Schlag verkraftet, sein geschwächtes Herz aber offenbar nicht.

Noch kurz vor seinem Tod hatte er seinem Rechtsberater Zdenko Tomanovic gesagt, daß man ihn vergiften wolle, worüber der Berater umgehend das holländische Justizministerium, die Polizei und die russische Botschaft mit einem handschriftlichen Brief Milosevics an Außenminister Lawrow informierte. Die Obduktion bestätigte diesen Verdacht. Der Versuch des Tribunals und dessen propagandistischen Hilfstruppen, ausgerechnet dem standhaften Milosevic zu unterstellen, sich selbst vergiftet zu haben, um das Risiko eines Herzinfarktes zu erhöhen, ist an Dummheit und Infamie nicht zu überbieten. Er rundet allerdings das Bild ab, das das Haager Tribunal und der von den Aggressoren veranlaßte schändliche Prozeß gegen den Präsidenten des von ihnen angegriffenen Landes von Anbeginn an geboten hat.

Slobodan Milosevic hat mit seinen letzten Worten: "Sie werden mich nicht brechen" Recht behalten. Sie haben ihn nicht gebrochen, zu Tode gebracht haben sie ihn.

Slobodan Milosevic je bio borac za mir i pravicnost, za ocuvanje celovitosti Jugoslavije, za opstanak i identitet srpskog naroda, borac za ljudska prava svih naroda koji su ziveli u jugoslovenskoj zajednici. Miloseviceva smrt je veliki gubitak za Vas, nasi srpski prijatelji, za nas i za sve socijaliste. Za njegovu smrt krivi su NATO, Haski tribunal i oni koji su ga tamo poslali. Izrazavam duboko saucesce clanovima njegove porodice, mom prijatelju Borislav Milosevic i svima Vama. Slobo je mrtav ali ce ostati ziv u nasem secanju.

Slobodan Milosevic ist tot, aber in unserem Gedächtnis bleibt er lebendig.

Rede bei der Berliner Trauerfeier am 15. März 2006


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